Nummer /interviews/2004-09-14_Mathilde-Beischmied
Titel Interview mit Mathilde Beischmied, 14.9.2004
Interview-Partner Mathilde Beischmied
Geburtstag 1923-01-01
Todestag
Alter 81
Beziehung zu Högn Tochter von August Högns Haushälterin Rosa Beischmied, wohnte lange Zeit in Högns Wohnung
Ort Viechtach, Altenheim
Datum 2004-09-14
Dauer 27
Wikicommons-Datei August_Högn_-_Interviews_19_Interview_mit_Mathilde_Beischmied,_14.9.2004.ogg
aufgenommen true

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Josef Friedrich: Haben Sie den August Högn in der Schule gehabt?

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Mathilde Beischmied: In der Schule habe ich ihn nicht gehabt. Meine Mutter war Haushälterin bei ihm. Ich war zuerst bei den Großeltern und wie ich in die Schule gekommen bin, bin ich zu meiner Mutter zum Högn gekommen. Da war ich dann praktisch den ganzen Tag. Bei meinen Großeltern konnte ich nicht so lange bleiben, die sind ja bald weggestorben. Dann bin ich so lange beim Högn gewesen, bis er gestorben ist. Aber wir haben bloß nichts mehr gefunden, weil die Schlumprechtin alle Schreibsachen weggeräumt hat und auch den Fernseher. [... Unterhaltung über frühere Begegnung mit Josef Friedrich ...] Die Frieda hat zuerst den Kroiß Hans geheiratet aus Deggendorf. Dann sich scheiden lassen und den Schlumprecht geheiratet. Der ist etwas Besseres gewesen. Die Inge ist noch vom Hans. Von der habe ich noch etwas gehört, aber jetzt auch nicht mehr. Vom Anderen hatte die Frieda noch drei Kinder.

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Josef Friedrich: Wo hat die Inge gewohnt?

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Mathilde Beischmied: Die war immer in Garmisch und hat mir Päckchen geschickt, aber ob sie noch da ist, weiß ich nicht? Von der Högnin haben wir überhaupt nichts gehört und der Gustl hat Schlosser gelernt und ist dann Matrose geworden. Dem Gustl seine Frau hat fünf Kinder gehabt.

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Josef Friedrich: Haben Sie sich gut verstanden mit dem Högn?

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Mathilde Beischmied: Immer gut. Ich bin in die Familie aufgenommen worden und er hat nichts gemeint. Im Gegenteil! Wenn wir am Abend ein Bier gehabt haben, hat er gesagt: „Kriegt sie kein Bier heute!“ Der Högn ist wirklich gut gewesen. Wir haben uns zusammengesetzt und Bier getrunken. Der Högn hat jeden Tag sein Bier getrunken. Ich habe das Bier zuerst im Maßkrug geholt von der Post. Man hat drei Quartl verlangt, aber dann meistens eine ganze Maß gekommen. Als Kind hat man natürlich verstohlen ein bisschen was probiert. Der Högn ist aber so gewesen, dass er zu meiner Mutter gesagt hat: „Gib ihr halt ein Bier, schenke ihr auch ein Glas ein." Ich war aber damals auf kein Bier aus. Ich war noch ganz klein.

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Josef Friedrich: Können Sie sich daran erinnern, wie er komponiert oder Klavier gespielt hat?

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Mathilde Beischmied: Das weiß ich schon noch. Der hat immer gespielt und zum Proben sind zu uns in die Wohnung so viele Sängerin gekommen. Die Raster Res und die Mader Maral (Maria Freisinger) weiß ich am besten. Sie haben im Wohnzimmer geprobt und wir haben gehorcht, was sie gesungen haben.

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Josef Friedrich: Hat man sich nach der Probe zusammengesetzt?

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Mathilde Beischmied: Nein, da ist nichts gewesen. Sie sind dann gleich gegangen. So früh sind sie so wie so nicht gekommen. Um neun Uhr waren sie ja noch da.

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Josef Friedrich: Was war den ihre Mutter für ein Jahrgang?

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Mathilde Beischmied: Das weiß ich nicht genau. Gestorben ist sie mit 76 Jahren.

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Josef Friedrich: Ist die Tochter vom Högn öfter zu Besuch gekommen?

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Mathilde Beischmied: Wie Sie mit dem Kroiß Hans verheiratet war ein paar Mal, dann nicht mehr so oft, wie sie mit dem Schlumprecht verheiratet war. Von ihm hat sie drei Kinder bekommen, zwei Mädchen und einen Buben.

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Josef Friedrich: Wie groß war die Wohnung vom August Högn?

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Mathilde Beischmied: Groß, weil wir im Schulhaus drinnen gewohnt haben. (Frau Schwannberger: Der Högn hat zu den Buben gesagt: „Geht zur Rosl, und tragt ihr Holz hoch.") Die haben natürlich eine Gaudi gehabt mit dem Holztragen. [... Kaffe im Altenheim ...] Und beim Högn haben wir auch nicht immer einen Bohnenkaffee gehabt, nur wenn Besuch da war, wenn die Schlumprechtin oder der Gustl da war. Es kamen auch noch andere Bekannte, deren Name mir nicht einfällt, es waren auch Verwandte, aber nicht die Verwandten in Deggendorf, die waren auch öfter da und wir sind öfter raus gefahren.

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Josef Friedrich: Sie haben Familienfeste wie Weihnachten zu dritt mit dem Högn gefeiert?

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Mathilde Beischmied: Ja, weil sonst niemand da war. Der Högn war für mich wie ein Vater. Das kann ich schon sagen. Es hat ja lange gedauert, bis ich meinen richtigen Vater kennen gelernt habe. Meine Tante Agnes ist mit mir durch Ruhmannsfelden gegangen, da sagt Sie: „Schau, da geht dein Vater.“ „Wer ist denn das!“ „Ja, der Lippl Maler.“ Das hätte ich sonst nie erfahren. Nicht von meiner Mutter und nicht von meinen anderen Verwandten. Bei Ausweißen hat es mich schon gewundert, dass der Lippl Maler immer mich gefragt hat, etwas zu holen, obwohl so viele andere Leute da waren. Er wollte mich wahrscheinlich öfter sehen, weil er mich sonst nicht zu Gesicht bekommt. Gut dass man dann einen Ersatzvater gehabt hat. Der Högn ist ja ein guter Mensch gewesen.

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Josef Friedrich: Haben Sie auch mal ein Geschenk bekommen vom Högn z. B. an Weihnachten?

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Mathilde Beischmied: Was halt meine Mutter gekauft hat.

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Josef Friedrich: Hatten Sie ein eigenes Zimmer in der Wohnung vom Högn?

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Mathilde Beischmied: Meine Mutter hat eigens gehabt und ich auch. Der Gustl ist wieder in einem extra Zimmer gewesen. Die drei haben zur Familie gehört.

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Josef Friedrich: Die Frau vom Högn ist ja recht früh gestorben?

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Mathilde Beischmied: Sie ist sehr früh gestorben und deswegen ist meine Mutter zum Högn gekommen als Haushälterin.

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Josef Friedrich: An was ist seine Frau gestorben?

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Mathilde Beischmied: Das weiß ich nicht. Da bin ich noch zu klein gewesen. Die Inge hat praktisch der Högn als Großvater aufgezogen. Sie war bis zum Ende der Schulzeit und dann noch drei Jahre für eine weitere Schulausbildung da und dann ist sie weggekommen. Sie hat bei uns in der Wohnung gelebt und dann ist sie nach Garmisch gekommen und hat geheiratet. Es war dann doch eine recht große Familie. Und mit der Inge habe ich einerseits gerauft, dann haben wir uns wieder vertragen. Ich habe immer nachgeben müssen, weil ich die Ältere bin. Um 2 Jahre bin ich älter. Ich bin ein 1923er Jahrgang und die Inge ist 1925 geboren. Die Schlumprechtin hat sich scheiden lassen und dann den Högn gefragt, ob er sie zu sich nimmt. Und derweil sind Jahre daraus geworden. Die Inge ist 7 Jahre in die Schule gegangen und 3 Jahre in eine andere Schule gegangen, aber die ganze Zeit sind wir zusammen gewesen. Und wenn wir gerauft haben, dann hat der Gustl immer zu mir gehalten, weil er die Inge nicht leiden konnte. Er hat auf die Frieda immer geeifert. Er hat sagt, dass die Frieda die Inge selber aufziehen hätte können. Warum muss sie beim Opa sein? [... Grab von August Högn jun. ...]

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Josef Friedrich: Ihre Mutter hat den ganzen Haushalt geführt vom Högn?

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Mathilde Beischmied: Sie hat alles gemacht, gekocht und man hat selber noch gewaschen.

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Josef Friedrich: Haben Sie vielleicht noch Bilder von August Högn und ihrer Mutter?

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Mathilde Beischmied: Leider nicht mehr. Unsere Wohnung in Gotteszell wurde leider aufgelöst. Da wären auch Bilder vom Högn dabei gewesen. (Beim Anschauen von alten Fotos): Bei der Jagd da war der alte Völkl, der Schwannberger und der Högn dabei.

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Josef Friedrich: Gab es bei ihnen zu Hause beim Högn öfter Wildfleisch zu Essen?

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Mathilde Beischmied: Nein, gab's nicht. Aber einen Fuchspelz habe ich, der vom Högn geschossen wurde.