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Josef Friedrich: Sie waren eine Nachbarin
von August Högn? |
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Centa Schwannberger: Wenn die Kinder
ihn recht geärgert haben, hat er gesagt: "Du Lümmel, du
siebeneckiger, der Vater kommt schon. Dem sag ich?s dann. Dann bekommst
du Prügel!" Der Högn, den haben sie immer ausgelacht.
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Josef Friedrich: Wann haben sie den Högn
in der Schule gehabt? |
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Centa Schwannberger: In der 4. und
5. Klasse. Der ist ernst und böse gewesen. Die Buben haben ihn immer
ausgelacht.
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Josef Friedrich: Hat er sich nicht durchsetzen
können? |
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Centa Schwannberger: Nein, absolut
nicht.
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Josef Friedrich: Haben Sie viel Musik gemacht
in der Schule? |
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Centa Schwannberger: Weiß
ich nicht mehr.
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9 |
Josef Friedrich: Wie lange hat ihr Mann im
Kirchenchor gesungen? |
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Centa Schwannberger: 20 Jahre schon.
Die Leute haben immer gesagt: "Schwannberger, gehst du wieder in
die Frühmesse, dass du wieder singen kannst." Er hatte eine
große, raue Stimme. Er und der Dr. Franzl (Franz Danziger) haben
jeden Sonntag in der Früh gesungen, auch bei den Roraten. So schöne
Lieder haben sie gesungen, dass man stundenlang zuhören hätte
können. Der Danziger Franz, die Raster Res und die Koadmühl
Hedi haben mitgesungen im Chor.
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11 |
Josef Friedrich: War der August Högn
und ihr Mann befreundet? |
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Centa Schwannberger: Ja, sie sind
sogar miteinander auf die Jagd gegangen. Der Högn war nicht so scharf
auf?s Schießen, dem haben die Rehe erbarmt, wenn er sie erschießen
hat müssen. Ihm hat mehr das Drumherum gefallen. [... Jägerei
...]
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Josef Friedrich: Wie war die Nachbarschaft
mit Högn? |
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Centa Schwannberger: Hat nichts
gefehlt. Mal waren wir gut und mal waren wir zerstritten. Mit dem Härtl
hat es immer was gegeben. Ich weiß nicht, ob der Chef (Rudolf Schwannberger)
dem Härtl eine Ohrfeige gegeben hat oder umgekehrt. Wie der Högn
von der Schule weggekommen ist, hat er zum Härtl ziehen müssen.
Es war eine Art Lehrerhaus. Die Lehrerin Ascherl hat auch hier gewohnt.
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Josef Friedrich: Wo hat der Högn gewohnt? |
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Centa Schwannberger: Unten. Ja,
die Buben sind schon Lackeln gewesen, dass er ihnen nicht Herr wurde.
Dann haben sie den Lehrer Martl eingesetzt, wenn die Buben zu frech waren.
Der ist böse gewesen. Er hat im Schulhaus gewohnt.
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Josef Friedrich: Ihr Mann war Vorstand von
Jägerverband? |
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Centa Schwannberger: Er war Kreisjägermeister.
Er war es schon 20 Jahre lang. Er war es schon unterm Hitler und danach
hat er einsitzen müssen in Dachau. Die Amis haben es dann umgedreht.
Ein Jahr hat er schon einsitzen müssen. Ein halbes Jahr mindestens.
Die Frau vom Komponisten Richard Strauss hat ihn rausgeholt. Die waren
bei uns da, weil sie verfolgt wurden, weil sie Juden waren. Jetzt ist
die ganze Familie in die Villa gezogen zu uns. Und auf einmal stand über
Nacht an der Tür dran: Judenburg. Natürlich sind
sie geflohen und waren lange verschwunden. Das waren die Buben vom Komponisten
Strauss. Da gibt es eine Gedenktafel in Garmisch. Die Elli, die Frau vom
Xaver Strauss, war Halbjüdin. Die Alice hat ein paar Buben, einer
ist Chefarzt im Garmischer Krankenhaus und einer ist der größte
Sammler von Briefmarken. Den Mädchen sind sie nachgerannt die Strauss
Buben.
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19 |
Josef Friedrich: War der Herr Schwannberger
nach dem Krieg auch noch Kreisjägermeister? |
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Centa Schwannberger: Sie haben ihn
abgesetzt. Er war beim normalen Jägerverein, aber ob er Vorstand
war, weiß ich nicht mehr. Da ist der Schwabe von München da
gewesen und der Rebron aus Bonn. Die haben hier jagen dürfen, dafür
dass Chef (Rudolf Schwannberger) wieder jagen durfte. Sie haben ein Reh
besser geschätzt, als wie einen Hirschen.
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Josef Friedrich: Wie lange ist der August
Högn auf die Jagd gegangen? |
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Centa Schwannberger: Solange wie
der Chef schon auch. Die waren ja ziemlich gleich alt. Der Chef ist solange
auf die Jagd gegangen, bis er nicht mehr gehen konnte. Sie sind miteinander
auf die Jagd gegangen mit dem Mohrpetern, der Berufsjäger vom Chef.
Der hat drei Prüfungen gemacht. Bei uns ist er durchgefallen. In
Wien ist er durchgekommen. Dann gab es wieder Treibjagden, der Folkholz
ist dabei gewesen, der Landrat von Kötzing. Die Jäger haben
schon geweibert. Eifern hat man nicht dürfen. Meistens am Samstagnachmittag
sind die Jäger alle fort zum Rauhen Kulm, zur Ödwies. Dann hat
man die jungen Mädchen einsperren müssen.
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23 |
Josef Friedrich: Sagt ihnen der Name Max
Forstner was? |
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Centa Schwannberger: Er war Förster.
Er war von Gotteszell. Der ist immer dabei gewesen. Er hat zwei, sehr
schöne Töchter gehabt, auf die sind die Jäger los wie der
Teufel.
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Josef Friedrich: Haben Sie die Frau vom Högn
gekannt? |
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Centa Schwannberger: Ja, sie ist
sehr früh gestorben. Sie ist ziemlich böse gewesen. Sie hat
alles ziemlich genau wissen wollen, wo er hingeht und was er gemacht hat.
[... Erlebnisse der Frau Schwannberger von der Jagd ...]
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Josef Friedrich: War ihr Mann ein gebürtiger
Ruhmannsfeldener? |
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Centa Schwannberger: Er ist nicht
raus gekommen. Die Firma gegründet und da geblieben. Er ist in Ruhmannsfelden
geboren worden. Sein Vater war Schreiner. Gelernt hat er in Langenisarhofen.
Dann hat er selber Hochzeiten eingehandelt. Damals hatten sie ja kein
Geld. [... Firma Schwannberger ...] |