Nummer /interviews/2004-08-26_Max-Holler
Titel Interview mit Max Holler, 26.8.2004
Interview-Partner Max Holler
Geburtstag 1930-05-07
Todestag
Alter 74
Beziehung zu Högn Schüler unter August Högn
Ort Achslach
Datum 2004-08-26
Dauer 28
Wikicommons-Datei August_Högn_-_Interviews_17_Interview_mit_Max_Holler,_26.8.2004.ogg
aufgenommen true

Wikimedia Commons (August_Högn_-_Interviews_17_Interview_mit_Max_Holler,_26.8.2004.ogg)

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Josef Friedrich: Ich schreibe ein Art Biographie über August Högn und da wollte ich Sie fragen, was Sie über ihn wissen?

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Max Holler: Ich bin bei ihm zwei Jahre in die Schule gegangen. Vorher hatte ich den Lehrer Hierl. Das muss 1942 oder 1943 gewesen sein.

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Josef Friedrich: Hatten Sie wegen des Krieges auch schon einen verkürzten Schultag?

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Max Holler: Das war bei uns noch nicht so. Wir hatten noch ganz normal Schule. Von der 1. bis zur 5. Klasse hatten wir den Hierl und dann den Högn. Der hatte zu tun mit uns, denn wir waren ja im Lausbubenalter. Der Högn hatte im Schulhaus gewohnt. Ich weiß nicht mehr genau wie die Wohnung ausgeschaut hat. Es gab einen langen Gang und in einem Zimmer waren die Lehrmittel untergebracht und da waren auch die Vitamintabletten drin. Der Högn hat damals viel mit dem Fahrrad fahren müssen. Er ist in der Gegend um Giggenried auf die Jagd gegangen. Heut heißt das Jagdrevier „Zachenberg I.“ Da hat er einmal einen Rehbock geschossen. Als er mit dem Rehbock am Rad nachts heimgefahren ist, hat es ihn beim Bahnhof geschmissen.

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Josef Friedrich: Wissen etwas über Högns Mitgliedschaft beim Jägerverein?

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Max Holler: Das war der Jagdschutzverband. Unterm Hitler ist das dann strenger organisiert geworden. 1933 ist das Reichsjagdgesetz herausgekommen und Göring war Reichjägermeister. Früher war die Jagd nicht so reglementiert, da gab's Wilderei und Bauernjäger. Der Herr Schwannberger ist dann Kreisjägermeister geworden. Einmal haben sie einen Lux (Anmerkung von Wilhelm Ederer: Es war ein Dachs) erschlagen, weil er einen Skifahren angegriffen haben soll auf der Breitenau. Der Lux musste dann beim Schwannberger abgeliefert werden und wir durften den Lux dann von der Schule aus ansehen. Wir sind entweder mit dem Hierl oder dem Högn runter gegangen und haben uns den Lux angeschaut. Vom Brunner, den Mohrpetern Sepp her, der Berufsjäger beim Schwannberger war, weiß ich viel von den alten Zeiten. Es hat dann mit dem Högn auch mal Schwierigkeiten gegeben mit dem Jagdschutzverband. Göring hat viele Vorschriften ausgegeben und die mussten auch bei uns durchgeführt werden. Vor 1933 hat man noch mit Schrot schießen dürfen, nach 1933 nur noch mit einem Kugelgewehr. Viel Jäger hatten noch gar kein Kugelgewehr. Teilweise ist auch der Abschuss gesperrt worden, wenn sie kein passendes Gewehr hatten. Und es gab auch Pflichtschießen zu denen die Jäger antreten mussten und da ist notiert worden, wer ein Gewehr hat oder nicht und ob die Schießleistung stimmt. Högn war selber kein Jagdpächter. Es muss ein Pächter da sein, der die Jagd pachtet, und wenn man den Jagdschein hat, dann darf man bei dem mitgehen. Högn hat schon alleine auf die Jagd gehen dürfen, aber hat die Erlaubnis haben müssen vom Posthalter Amberger.

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Josef Friedrich: Hat man dann die geschossenen Tiere zum Metzger gebracht?

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Max Holler: Normalerweise hat man die Tier aufgemacht und die Innereien raus genommen. Lunge und Leber hat man mitgenommen und die anderen Gedärme wurden oberflächlich vergraben, damit Füchse angelockt wurden und man auf sie warten konnte. In der Nähe vom Hochsitz hat man den Aufbruch eingegraben. Dann hat der Högn den Rehbock in den Rucksack hinein getan und dann hat es ihn wahrscheinlich geworfen. Und der Zinke Alois und ich, wir waren vom Högn die Hausel, und mussten am nächsten Tag in der Früh, das Fahrrad wieder herrichten. Dann haben wir wieder alles hingebogen und die Gänge verdunkelt, weil das Licht am Rad nicht mehr gegangen ist. Wir sind dann mehr mit dem Rad am Gang gefahren, als dass wir es gerichtet hätten. Bis der Högn gekommen ist. Dann war es natürlich wieder aus! Der Rehbock ist meistens fortgeschickt worden und dann haben wir Schüler den Rehbock mit einem Handwagen zur Bahn bringen müssen. Der Rehbock ist dann nach München geschickt worden und wurde dort verkauft. Wer hätte sich bei uns ein Rehfleisch leisten könne? [... Aufbruch des Rehbocks ...]

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Josef Friedrich: Wie ist der Musikunterricht beim Högn abgelaufen?

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Max Holler: Es ist viel gesungen worden. Ich hatte zu der Zeit eine verhältnismäßig gute Stimme. Auch beim Hierl ist viel gesungen worden. Es gab natürlich welche, die mitsingen sollten, sie hatten aber kein Musikgehör und auch keine Stimme dazu. Da ist der Högn wild geworden. Er war zu der Zeit auch schon älter und er war so wie so ein nervöser Mensch. Und in der 6. und 7. Klasse ist natürlich jeden Tag gerauft worden. [... ...]

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Josef Friedrich: Wie oft ist gesungen worden

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Max Holler: In der Woche schon zwei oder drei Mal. Es sind Lied vom 3. Reich, Hitler-Lieder und Lieder von der Hitler-Jugend gesungen worden, aber doch mehr ganz normale Volkslieder.

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Josef Friedrich: Ist einstimmig oder mehrstimmig gesungen worden?

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Max Holler: Zweistimmig ist gesungen worden.

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Josef Friedrich: Mir haben viele Leute gesagt, die ich befragt habe, dass Högn doch recht streng war?

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Max Holler: Ja, es hat schon Tatzen und Ohrfeigen gegeben, wenn es sein hat müssen. Er war halt schon sehr nervös. Einmal haben wir Holzmachen müssen, ich und der Alois, eigentlich hätten wir nur das Holz aufrichten müssen. Aber da wir es von zu Hause gewöhnt waren und die Rosl auch ein Beil stecken hat lassen, haben wir das Holz gespalten. Als der Högn da vom Fenster heraus geschaut hat, sagt er gesagt: „Holler, um Gottes Willen!“ Er hat gemeint, dass wir das Holzspalten nicht können, aber wir haben es von zu Hause her beherrscht. Dann haben wir das Holz wieder zur Rosl in die Wohnung hinaufgetragen. Wir waren froh, wenn wir deswegen nicht in die Schule gehen mussten. Es war damals Gang und Gäbe, dass man zu kleineren Arbeiten herangezogen wurde. [... Abwesenheit der Ministranten bei Beerdigungen ...] Zum Schwarz Sepp hat der Högn immer gesagt: „Du Hundschuft, du dreckiger.“ Unterm Krieg gab's Metallsammlungen, da wurden alte Haferl oder sonstige Metallteile gesammelt und in der Schule abgegeben. Beim Stadler-Bauern hat der Schwarz Sepp einen großen Kessel gesehen, den er sich natürlich gleich kassiert hat. Der Stadler-Bauer hat das aber bemerkt und als der Schwarz Sepp zur Schule gekommen ist, hat er natürlich Schwierigkeiten bekommen. Dann hat ihn der Högn dementsprechend rasiert. Wir sollten nur schauen, ob was rum liegt, was nicht mehr gebraucht wird. Das Eisen ist im Krieg als Rohmaterial verwendet worden.

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Josef Friedrich: Wissen Sie, ob Högn ein Nazi war?

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Max Holler: Ein Nazi war er nicht. Ich weiß aber nicht, ob man bei der Partei sein musste, dass man überhaupt jagen durfte. [... Göring ...] Der Steinbauer Josef hat vom Herr Schwannberger Akten aufgehoben, und da steht auch was vom Högn drin.