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Josef Friedrich: Sie haben August Högn
persönlich gut gekannt? |
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Johann Freisinger: Ja, ich bin
1940 bis 1941 bei ihm zur Schule gegangen und in meiner Dienstzeit bin
ich auch mit ihm in Kontakt gewesen. Er war ein teils strenger Lehrer,
aber wenn man in die 8. Klasse geht, nimmt man auf einen Lehrer keine
Rücksicht. Von unserer Nachfolgerklasse ist er ein wenig arg behandelt
worden. Ich weiß auch, dass er bei der Kirche als Organist, wenn
ein Beerdigung war oder sonst was, tätig war. Ich habe ihn auch gekannt
von meiner Dienstzeit her bei der Gemeinde Zachenberg ab 1947. Ich habe
auch von ihm Unterlagen bekommen für die Chronik von Zachenberg.
Ich weiß auch noch wie er 80 Jahre alt geworden ist, da war ich
dabei bei dieser Gratulation.
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Josef Friedrich: Können Sie davon näheres
erzählen? |
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Johann Freisinger: Er damals in
dem Haus gewohnt, das jetzt zum Schwannberger gehört. Er hat parterre
gewohnt und oben der Herr Härtl, der war praktisch mein Vorgänger
bei der Gemeinde Zachenberg. Der Bürgermeister der Gemeinde Zachenberg
war damals der Ludwig Bielmeier. Dann waren einige Vereine vertreten,
bei denen er tätig war. Der Turnverein und die Feuerwehr. Bei der
Feuerwehr war er mein Vorgänger als Schriftführer. Er war's
von 1910 bis 1950. Die Feuerwehr hatte nicht viele Schriftführer.
Zuerst war's der Gründer der Feuerwehr und dann irgendein Hilfslehrer.
Ab 1910 war's der Högn. Er ist 1910 nach Ruhmannsfelden gekommen.
Die Jäger waren auch bei der Geburtstagsfeier und der Bürgermeister
von Ruhmannsfelden.
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Josef Friedrich: Ich habe den Zeitungsartikel
über seinen 80-igsten Geburtstag gelesen, und da steht geschrieben,
dass auch der Spielmannzug und der Männerchor gespielt haben. |
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Johann Freisinger: Wenn dann nur
der Männerchor, weil damals gab's den Spielmannzug noch nicht.
Das wird die Blaskapelle Heinrich gewesen sein. Der Männerchor wurde
von Franz Danziger geleitet. Ich habe ihn halt nur ein Jahr in der Schule
gehabt und da war er auch schon Rektor. Er ist auch nicht gewöhnlich
mit 65 Jahren in Pension gegangen, sondern viel später. Er hat Dienst
gemacht bis 1945 und dann sind alle Lehrer entlassen worden, weil sie
mehr oder weniger bei der Partei waren. Er ist 1947 kurz wieder eingestellt
worden und dann ist er erst in Pension gegangen. Von der Schulzeit weiß
ich noch, wenn eine Beerdigung war, dann haben wir halt gefetzt. Da hat
keiner aufgepasst. Da gab es nicht so viele Lehrer. Oder die Ministranten
sind nach der Beerdigung zum Kegeln gegangen beim Vornehm und haben Kegeln
geschoben, bis der Högn sie geholt hat. Das war an und für sich
eine recht lustige Zeit. Aber wie gesagt die 8-Klässer hinter uns,
zu denen der Geiger Franz gehörte, haben ihn ganz schön genervt.
Und dann hatte er die Tugend, einem seinen Schüsselbund mit 20 Schlüsseln
auf den Kopf zu hauen. Die Beischmied Rosa war seine Haushälterin,
nachdem seine Frau so früh gestorben ist. Und dich wird wahrscheinlich
interessierten, ob noch irgendwelche Nachfahren da sind. Der Högn
hatte zwei Kinder. Die Frieda und der Gustl. Der ist übrigens in
Ruhmannsfelden eingegraben worden. Vom Gustl sollten schon Kinder da sein.
Ein Kind ist, glaube ich, 1939 geboren. Der Gustl war auch die ganze Zeit
beim Militär. Die Frieda hat einen gewissen Kroiß, Bräumeister
aus Deggendorf, geheiratet. Der ist dann tödlich verunglückt.
Beim Högn hat dann auf jeden Fall die Enkel Tochter Inge gewohnt.
Sie ist ein Jahr älter als ich, also 1926 geboren. Mit dem Metzger
Josef Holler ist sie in die Schule gegangen. Das war die Kroiß Inge.
Sie könnte noch leben. Das ist die einzige, die ich kenne. Ob die
Frieda in der zweiten Ehe noch Kinder hatte, weiß ich nicht. Die
Frieda Högn, vereheliche Kroiß, hat dann den Herrn Schlumprecht
geheiratet, Bürgermeister von Bayreuth und 1944/45 Minister von Bayern
für Wirtschaft in München. Er ist nach 1945 natürlich auch
ausgeschieden. Der Herr Schlumprecht hat dann der Inge auch seinen Namen
erteilt, weil man immer gesagt hat, „die Schlumprecht Inge".
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Josef Friedrich: Welcher Jahrgang war die
Beischmied Rosa? |
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Johann Freisinger: Von 1878 bis
1902.
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Josef Friedrich: Ich bin im Besitz der „Geschichte
der Feuerwehr“ in einer Abschrift von Pfarrer Reicheneder. Besitzen
Sie die Originale? |
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Johann Freisinger: Ja, und die
Originale von der „Geschichte von Zachenberg“ habe ich auch.
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Josef Friedrich: Gib es ein Feuerwehrfoto,
auf dem Högn zu sehen ist? |
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Johann Freisinger: Ja, eins von
1950. Fotografieren hat er sich nicht recht lassen. Da gibt es wahrscheinlich
nicht viele. (Herr Freisinger betrachtet ein Foto von Högn) Ja, das
ist ein echtes Foto! Wie er immer auf die Zähne gebissen hat. (Die
Schulchronik von Pfarrer Reicheneder lesend) Meiner Ansicht nach hat Högn
hier auch mitgewirkt. Pfarrer Reicheneder hat halt das dann schön
zu Papier gebracht.
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Josef Friedrich: Warum ist die Geschichte
von Zachenberg nicht gedruckt worden? |
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Johann Freisinger: Weil die Gemeinde
kein Geld hatte und auch kein Interesse an solchen kulturellen Sachen.
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Josef Friedrich: Wie hat dann Högn darauf
reagiert? |
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Johann Freisinger: Er hat mir nach
seinem 80. Geburtstag die Geschichte von Zachenberg übergeben. Da
haben mehrere Autoren mitgewirkt, so z. B. der Zollrat Trellinger, der
im Archivamt in Landshut tätig war. Die Feuerwehr Chronik hat er
mir schon eher vorbeigebracht.
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Josef Friedrich: Haben Sie ein Schulfoto
von Högn? |
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Johann Freisinger: Die alten Jahrgänge
sind nicht mehr fotografiert worden. Ich habe auch nur eins, als ich die
Schule begonnen habe.
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Josef Friedrich: Haben Sie Erinnerungen von
der Kirchenmusik damals? |
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Johann Freisinger: Ich weiß
halt, dass er Organist war, dass er gesungen und gespielt hat, und wenn
eine Trauung war, hat er in der Schule gefehlt. Da ist es etwas drunter
und drüber gegangen.
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Josef Friedrich: Högn hat auch heimatkundliche
Zeitungsartikel geschrieben? Haben Sie von denen welche? |
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Johann Freisinger: Nein.
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Josef Friedrich: August Högn war doch
Gemeindeschreiber von Zachenberg? |
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Johann Freisinger: Ja, von 1913
bis ca. 1920. Sein Nachfolger Härtl war der erste Beamte, es war
früher üblich, dass Bürgermeister und Schullehrer für
die Schreibarbeiten eingesetzt wurden. Högn hat im alten Rathaus
gewohnt, dass schon abgerissen wurde. 1834 erbaut. Da gab es nur 2 Schulräume
und der Högn hat hier oben gewohnt. Dann wurde 1911 das neue Schulhaus
gebaut, wo jetzt das Rathaus untergebracht ist. Hier hat der Högn
dann in der Wohnung unterhalb der Wohnung, wo jetzt der Herrn Lankes lebt,
gewohnt. Oben waren einzelne Zimmer für Lehrer, z. B. der Lehrer
Ertl hat hier gewohnt. Högn muss Parterre gewohnt haben, weil ich
einmal bei der Rosl unten gewesen bin und sein Rad geputzt habe. Vor der
Wohnung war ein großer Gang. Wir haben nicht das Rad geputzt, sondern
sind mit dem Rad im Gang gefahren.
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Josef Friedrich: Können Sie sich vielleicht
noch an andere Anekdoten erinnern? |
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Johann Freisinger: Eine Anekdote
mit dem Frisch Sepp weiß ich noch: Während des Krieges 1940/41
haben wir Schüler Vitamin-Tabletten, die in einer großen Flasche
aufgewahrt waren, bekommen. Einer hat diese Flasche holen müssen
und Högn hat sie dann an uns Schüler verteilt. Einmal hat er
den Dietrich Josef runtergeschickt: „Hoffentlich kriegst du das Geschäft
nicht. Du kannst ja nicht mal die Semmel ausrechnen!“ Solche Sprüche
hatte der Högn drauf. Er hat eine Schüler gepackt und zur Tafel
geworfen, dass die Tafel auch noch umgefallen ist. Oder er hat eine Schüler
für die Türe hinausgeworfen, wenn sie ihn geärgert haben.
So ein Egozentriker war er. Ja und jetzt kommt der nicht mehr mit den
Tabletten. Da sitzt er in dem Kammerl und frisst die Tabletten. Der Högn
hat ihm dann einen Haufen hingeschüttet: „Friss, Dietrich, friss,
bis du tot wirst.“ Einmal war ein Ausflug zum Voglsang geplant, dann
hat ihn in der Früh wieder jemand geärgert, dann ist das flach
gefallen. Und was ist dann passiert. Nach der 10 Uhr Pause sind einige
Schüler abgehauen und alleine zum Vogelsang gegangen.
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Josef Friedrich: Wissen Sie noch eine Anekdote? |
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Johann Freisinger: Es gab auch
einen Schulgarten, wo jetzt Parkplätze sind und Hunde hatte der Högn
auch, weil er ein Jäger war. Und da hat ihm angeblich der Fleischmann
Sepp aus Zachenberg in die Hundehütte geschissen und dann ist ihm
der Hund nicht mehr rein gegangen. Einmal hatten einige Schüler in
Schulgarten arbeiten müssen, unter ihnen der Stadler Toni, der ist
ihm auf dem Rhabarber gestiegen. Das hat der Högn vom Fenster aus
beobachtet. Er hat vom Fensterbrett einen Blumentopf genommen und runter
geworfen. Er hat aber nicht den Stadler Toni getroffen, sondern eine Henne.
Das letzte Jahr war ein Fiasko. Wie schon gesagt: Högn hat mir die
Geschichte bald gegeben, wie ich am 26. Dezember 1950 zum Schriftführer
gewählt wurde. Da hat Högn aufgehört. [... Gespräch
über die bisher schon durchgeführten Interviews ...] Es ist
vorgekommen, dass Högn Filmvorführungen abgebrochen hat, wenn
irgendjemand Dummheiten gemacht hat. Der Högn war schon ein Nervenbündel.
Er war ein guter Mensch.
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Josef Friedrich: Wissen Sie noch etwas über
die Nachfahren von August Högn? |
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Johann Freisinger: Wenn die Inge
nicht mehr lebt, dann gab's hier noch eine Tochter vom Sohn Gustl.
Sie muss 1939 in Ansbach geboren sein. Das weiß ich auch nur von
meinem Dienst bei der Gemeinde. Ich war in Deggendorf bei Högns Beerdigung.
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