1 |
Josef Friedrich: Wann haben Sie den Lehrer
August Högn kennen gelernt? |
2 |
Lorenz Schlagintweit: Ich habe
in Ruhmannsfelden früher viel Kirchenmusik gemacht. An Festtagen
hat in Ruhmannsfelden immer ein Orchester gespielt. Der Apotheker Voit,
Kraus Ludwig und ich haben Geige gespielt und manchmal habe ich Trompete
gespielt, später Posaune. Der Högn hat immer Orgel gespielt.
Er hat so gespielt, dass einmal der Bischof Buchbinder (wohl Buchberger,
Vergleich mit Reicheneder-Chronik) gesagt hat, dass er selten einen so
guten Organisten gehört hat, das hat er ganz gut gemacht. In Ruhmannsfelden
hatten wir auch einen amtlichen Kirchenmusiker namens Schroll, ein ganz
guter, der hat ja Kirchenmusik studiert. Der Schroll hat dann die Kirchenmusik
aufgegeben, er hat ein Mädchen kennen gelernt, mit der war es bald
aus und dann hat er eine neue kennen gelernt und dann war es aus mit der
Kirchenmusik. Er hat dann bei der Gemeinde gearbeitet als Gemeindesekretär.
Solange aber der Schroll da war, hat der Högn Orgel gespielt und
der Schroll hat dirigiert. An Festtagen! Unter der Woche hat natürlich
der Schroll Orgel spielen müssen, denn der Högn war ja ein Lehrer.
Der Högn war ein ausgezeichneter Musiker, er hat so viele Lieder
geschrieben, für Beerdigungen und was man halt so braucht in der
Kirche. Er hat zu mir immer gesagt: „Da gibt es nicht viele Lieder."
Die Chorsängerinnen waren Konditor Babett (Barbara Essigmann), Raster
Res und die Glasschröder Mathild. Die hat singen können, wie
eine Opernsängerin mit voller und großer Stimme. Einmalig!
Der Högn hat für die Mathilde Glasschröder extra Lieder
geschrieben mit Sopran-Solo. Der Högn war ein sehr guter Musiker.
Die Glasschröder Mathild ist früh gestorben, ich glaube an Kehlkopfkrebs
(1965 an Leukämie). Und auf die Jagd ist er auch noch gegangen. Da
kann ich mich daran erinnern, weil er einmal einen Rehbock heimgetragen
hat.
|
3 |
Josef Friedrich: Wissen Sie in welchem Gebiet
Högn auf die Jagd gegangen ist? |
4 |
Lorenz Schlagintweit: Das weiß
ich nicht. Es muss nicht weit weg gewesen sein, denn sonst hätte
er den Rehbock nicht zu Fuß heim tragen können. Er hat in der
Nähe vom Schwannberger gewohnt. Das weiß ich, weil wenn irgendetwas
besonderes war, dann haben wir und der Kirchenchor beim Högn in der
Wohnung geprobt.
|
5 |
Josef Friedrich: Und Sie haben mit der Trompete
in Högns Wohnung mitgeprobt. |
6 |
Lorenz Schlagintweit: Habe ich
auch. Trompete und dann Posaune. Der Kraus Wolfgang hat Streichbass gespielt.
Der Dr. Haug, ein Tierarzt, hat gut Cello gespielt. Wir hatten einen guten
Chor beisammen. Da haben die Leute gestaunt.
|
7 |
Josef Friedrich: Wie lange haben sie in Ruhmannsfelden
in der Kirchenmusik mitgespielt? Sie sind dann ja nach Kaikenried gekommen? |
8 |
Lorenz Schlagintweit: Von 1935
bis 1937 bin ich zum Arbeitsdienst „Musikzug“ nach Deggendorf
gekommen. Dann bin ich nach Garmisch zum Musikkorps gekommen. Bei den
Ruhmannsfeldener habe ich vorher gespielt, aber auch wieder später,
nämlich bei der Ruhmannsfeldener Blaskapelle. Die haben mehr aus
Zufall im Bayerischen Rundfunk spielen können, und da war ich dabei.
Ich war da fast unentbehrlich, weil ich damals professionell Musik gemacht
habe. Ich habe gespielt in Saarbrücken, Hannover, Mannheim, Heidelberg.
Der Abteilungsleiter vom Bayerischen Rundfunk hat eine Blaskapelle gesucht,
die originale bayerische Tänze wie Zwiefache spielen. Die Ruhmannsfeldener
haben es wahrscheinlich am besten gekonnt.
|
9 |
Josef Friedrich: Das war aber nach dem Krieg
schon? |
10 |
Lorenz Schlagintweit: Es war so:
Nach dem Krieg hat der Heinrich Wiggerl, die Kapelle neu gegründet.
1948 bin ich aus dem Krieg heimgekommen und dann habe ich mitgespielt.
|
11 |
Josef Friedrich: Haben Mitglieder aus der
berühmten „Ruhmannsfeldener Blaskapelle“ unter Heinrich
Wiggerl auch bei der Kirchenmusik unter August Högn mitgewirkt? |
12 |
Lorenz Schlagintweit: Ja natürlich!
Der Hacker, Heinrich Wiggerl, Kraus Wigg, Kraus Gang, der war aus Gotteszell,
haben mitgespielt. Ja der Högn war ein sehr guter Musiker. Ein Buben
hat er gehabt, der Gustl, den habe ich gut gekannt. |
13 |
Josef Friedrich: Wissen sie ob Högn
auch Märsche und Tänze für Blasmusik geschrieben hat? |
14 |
Lorenz Schlagintweit: Da weiß
ich nichts davon. Ich bin mit dem Högn nur wegen der Kirchenmusik
zusammen gekommen. Wir waren gut befreundet, alles andere hat mich auch
nicht interessiert.
|
15 |
Josef Friedrich: Hat man sich nach den Kirchenchorproben
noch zusammengesetzt? |
16 |
Lorenz Schlagintweit: Nein, dass
war nicht. Wenn die Probe aus war, sind wir wieder heimgegangen. Ich kann
mich auch nicht daran erinnern, dass der Högn mal was getrunken hätte,
er war ja damals noch Lehrer.
|
17 |
Josef Friedrich: Sind sie in Ruhmannsfelden
in die Schule gegangen? |
18 |
Lorenz Schlagintweit: Nein nach
Patersdorf. Ich bin in Zuckerried aufgewachsen.
|
19 |
Josef Friedrich: Können Sie sich erinnern,
dass der Högn auch mal dirigiert hat? |
20 |
Lorenz Schlagintweit: In der Kirche
schon. Ansonsten hat der Schroll dirigiert und der Högn Orgel gespielt.
|
21 |
Josef Friedrich: War es nicht zu laut wenn
eine Blasmusik den Chor begleitet? |
22 |
Lorenz Schlagintweit: Das war nicht
zu laut, weil wir so leise gespielt haben. Wir haben halt nicht so stark
rein geblasen wie bei der Marschmusik. Ich habe sehr gerne Kirchenmusik
gemacht. Früher war es so, wenn jemand bei der Feuerwehr oder den
Veteranen war, dann hat bei seiner Beerdigung die Blasmusik gespielt,
ein Trauermarsch und am Grab noch ein paar Lieder.
|
23 |
Josef Friedrich: Hat es für das Beerdigungsspielen
Geld gegeben? |
24 |
Lorenz Schlagintweit: Wie ich angefangen
habe, hat es für das Beerdigungsspielen pro Mann 2 Mark gegeben,
dann 3 und 5 Mark. Nach dem Krieg war das dann beträchtlich mehr:
Bis zu 50 Mark haben wir erhalten.
|
25 |
Josef Friedrich: Hat man bei normalen Gottesdiensten
Geld bekommen? |
26 |
Lorenz Schlagintweit: Kirchenmusik
hat man immer freiwillig gemacht.
|
27 |
Josef Friedrich: Wie oft hat man geprobt,
wenn eine neue Messe aufgeführt werden sollte? |
28 |
Lorenz Schlagintweit: Einmal oder
vielleicht zweimal. Öfter nicht. Die Musiker die zur Kirchenmusik
brauchbar waren, waren so wie so ausgebildet und haben das vom Blatt weg
gespielt.
|
29 |
Josef Friedrich: Wie sind Sie benachrichtig
worden, wenn Sie spielen sollten? |
30 |
Lorenz Schlagintweit: Man hat mich
geholt und dann bin ich mit den Fahrrad hingefahren. Wie ich ein Auto
hatte, habe ich nicht mehr so oft in Ruhmannsfelden mitgespielt. Ich kann
mich an den Leichentrunk in der Brauerei Stadler erinnern, als der Pfarrer
Bauer gestorben ist. Der Großkaufmann Schwannberger, er hat in seiner
Jugend auch Posaune gespielt, viel hat er aber nicht gekonnt, wollte dass
wir beim Leichentrunk spielen. Wir haben gesagt, so was gibt es nicht
nach einer Beerdigung. Es war dann so weit, dass es erlaubt war. Er hat
uns so viel Geld gegeben, das wir gespielt haben.
|
31 |
Josef Friedrich: War Högn auch bei den
Leichentrunken dabei? |
32 |
Lorenz Schlagintweit: Der Högn
hat nichts getrunken. Ich habe nie gesehen, dass er etwas getrunken hätte.
Er war ein nüchterner Mann.
|
33 |
Josef Friedrich: War er streng als Kirchenchorleiter? |
34 |
Lorenz Schlagintweit: Das war so
bei der Kirchenmusik: Er hat ja froh sein müssen, wenn die Leute
umsonst mitgespielt haben. Er hat nicht groß schimpfen können.
Er hat schon mal gesagt: „Viel zu tief, viel zu hoch!“ Ich bin
mit ihm ganz gut ausgekommen.
|
35 |
Josef Friedrich: Wie war der Umgangston am
Chor. War man per Du oder per Sie. |
36 |
Lorenz Schlagintweit: Schon per
Sie. Er hat zum mir zwar du gesagt, aber dass habe ich mir nicht erlaubt,
er war ja eine Respekt-Person.
|
37 |
Josef Friedrich: Wissen Sie noch, welche
Messen Sie beim Högn gespielt haben. |
38 |
Lorenz Schlagintweit: Das weiß
ich nicht mehr so genau. Er hat immer gesagt, heute singen wir die und
die Messe. Eine hat Stella-Maris-Messe geheißen. Welche von seinen
eigenen Messen ich gespielt habe, weiß ich nicht mehr. Ich habe
ja auch komponiert. Einige Lieder von mir wurden auch vom Kaikenrieder
Kirchenchor aufgeführt.
|
39 |
Josef Friedrich: Sie haben von der Sänger
Glasschröder Mathilde erzählt, für die Högn eigens
Solo-Partien geschrieben hat. Wissen Sie andere Sängerinnen oder
Sänger für die er weitere Solo-Partien geschrieben. |
40 |
Lorenz Schlagintweit: In Messen
gibt es vierstimmige Solo-Einschübe. Für welche Sänger,
dass weiß ich nicht mehr.
|