Nummer | /archives/071 |
Titel | Brief von August Högn an Stephan Leitner, 15.3.1960 |
Datum | 1960-03-15 |
Thema | Brief an den ehemaligen Schüler Stephan Leitner nach Australien. Themen: Schilderung der Begebenheiten im Fasching. Diebstahl. Klage über eigenen Bewegungsmangel |
Feld 1 | August Högn |
Feld 2 | Stephan Leitner |
Fundort | Briefe aus dem Besitz von Stephan Leitner |
Meine Lieben!
Recht herzlichen Dank für Euren lieben Brief. Es ist für uns in der Heimat immer interessant von den lieben Bekannten etwas zu hören. was Sie im fernen Lande treiben u. wie es Ihnen dort gesundheitlich ergeht. Nun. Ihr Beide seid gesundheitlich wohlauf u. frischen Mutes. Das freut mich am allermeisten. Und schön abwechslungsreich ist es dort auch. Deutsche könnt Ihr auch treffen, usw. Der Verdienst ist auch ausreichend. Also! Alles schön. Dann könnt Ihr es schon aushalten bis Ihr ein schönes Sümmchen auf der Bank liegend habt. Und die Arbeit ist auch nicht zu viel u. zu anstrendend. 40 Stunden gehen schon, freilich bei anderen klimatischen Verhältnissen. Und der Frau Gemahlin ist auch wohlauf u. mit der Sprache seid Ihr auch gut vorbereitet. Das mag Euch von großem Vorteil sein?
Bei uns in Deutschland in der Heimat ist es gewiß auch landschaftlich sehr schön. Aber davon kann man nicht herunterbeißen. Und die Konkurenz überall ist bei uns in Deutschland zu groß. Darum der Verdienst überall nicht groß. Hier kann man nicht reich werden, außer man ist ein geborener Millionär. Schwannberger z. B. kaufte in D.dorf (Deggendorf) ein Anwesen, muß er total zusammenreißen u. neu aufbauen.
Im Fasching war es bei uns ziemlich „mau". Nur die Flüchlinge konnten sich was leisten. Bei einer Veranstaltung im Vornehm Saal wurde eingebrochen u. circa 1000 DM gestohlen. Daß die mit dem Geld aufkommen war klar. Die „Danhof"-Buben haben es sich geleistet u. etliche Flüchtlingsbuben waren Mithelfer. Diese, in der Ultrakust beschäftigten haben sich zuerst die Hilfsmittel angefertigt, schwarze Strümpfe über den Kopf gezogen, dann ging es los. Jetzt sitzen sie in D.dorf hinter den Gardinen. Aber der ganze Markt war doch in großer Aufregung. Und Buben waren dabei, von denen man es wirklich nicht zu denken wagt, daß sie Einbrecher sein könnten.
Winter ist Schluß. Schnee liegt nur auf den Bergen. Darum der kalte Wind von O. u. W. Mitten in den Frühling hinein, wirft es über Nacht wieder Schnee herab, des aber nicht mehr liegen bleibt. Blumen gibt es hier nicht. Da müssen wir noch warten.
Mit meiner Gesundheit ist Stillstand, weil ich gar nicht aus dem Zimmer komme. Es fehlt also jegliche Bewegung u. draußen im Freien ist es für mich zu kalt.
Fr. Kramheller hatte einen Schlaganfall. H. Anznergruber ist schwer erkrankt. In Gotteszell verstarb alte Frau Hacker.
In der Schule bekommen hier die Kinder ein Fläschchen Milch. Diese wird tägl. mit Lastauto hierher gefahren. Wie geht das Geschäft in dortiger Metzgerei? Bei uns hier ist immer ein großer Wechsel.
Meine Lieben!
Wünsche Euch Beiden „Recht schöne u. glückliche Osterfeiertage (u. gesunde!!) Hoffentlich bekomme wir trockene, warme u. milde Osterfeiertage. Bei uns war es in letzter Zeit zwar trocken, aber immer kalt u. rauher Wind, so daß ich nicht heraus konnte. Mit der Natur geht es darum langsam vorwärts.
Die herzlichsten Ostergrüße sendet A. Högn R'felden u. Rosa